Abschweifungen

Wenn ich so draußen unterwegs bin, nur Natur und sonst nix um mich rum, dann schweifen auch die Gedanken durch die Gegend. Heute dachte ich an meine Kindheit.
Damals, vor vielen Jahren, rannten wir Schulkinder einer kleinen Dorfschule, in der Pause in den Kramerladen nebenan. Holten uns eine Negerkusssemmel. Ein aufgeschnittenes Brötchen mit reingequetschtem Negerkuss.
Als Kinder spielten wir „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?  Niemand! Und wenn er aber kommt? Dann laufen wir davon!“
Manchmal zogen Zigeunerfrauen durchs Dorf und wollten sich Geld erbetteln. Gab es nichts zu holen, dann hinterließ manche wilde Flüche.
„Des is a Zigeiner“ – so betitelte man Schlawiner und Zigeunerschnitzel gab es im Wirtshaus.
Komisch,  mit so viel „Rassismus“ aufgewachsen und nicht zum Ausländerfeind geworden.
In meinen Augen sind die ganzen Umbenennungen und Sprechverbote für’n Oasch.

So. Neben der Gedankenschweiferei gabelte ich noch eins ums andere auf – Grünzeug aus dem Wald. 
Mein großer Kranz an der Garage erstrahlt in frischem Grün.






2 Gedanken zu „Abschweifungen

  1. Ja, es ist erstaunlich, daß wir trotz dieser pöööhsen Worte nicht ausländerfeindlich wurden. Sogar meine Tochter erinnert sich noch gerne an die Negerkuss-Semmel, die es beim Schulbäcker gab. Alles vorbei und heut muss man sich schon jedes Wort überlegen, bevor man es ausspricht. Könnte sich ja irgendwo hier oder am Ende der Welt Jemand diskriminiert fühlen.
    Eins meiner Lieblingsbücher aus meiner Kindheit waren die „zehn kleinen Negerlein“, ich konnte es auswendig. Das gibts sicher schon längst nicht mehr. Die Zeichnungen waren so niedlich.
    Ja, die Welt verändert sich und manche freuen sich auch noch drüber. Ich nicht.

  2. Also erstmal dein Kranz ist toll ! Die Idee klaue ich mir 😁.
    Und bei mir heißt die leckere Süßigkeit immer noch Mohrenkopf. Es ist doch seltsam ,daß Dinge die eigentlich nur positiv sind, so ins negative verdreht werden. Da fragt man sich wer hier im Kopf nicht ganz richtig ist. Beim schwarzen Mann habe ich mir als Kind jemanden vorgestellt der nichts gutes im Sinn hat, und die gibt’s ja immer noch genug.

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