Ich fühl mich so hart diskriminiert

Jetzt weiß ich, warum ich das ganze Geschehen im Land und auf der Welt nicht mehr verstehe! Es liegt an meiner verminderten kognitiven Leistung. Diese wird stark gedrosselt durch meine Sprache. Ich spreche Dialekt, erschwerend Bayrisch. Houh, houh, wouh, douh…
Das macht anscheinend die Gehirnzellen sowas von fertig, dass sie fast am Versagen sind und ich nix mehr kapier. Schöne Scheiße. Jetzt grad in einer lichten Minute, wird mir klar, warum soviele junge Eltern auf dem Dorf hier, mit ihren Kindern nur mehr Hochdeutsch sprechen: Sie wollen ihnen das Leid des Dorfdeppen ersparen. Mit Hochdeutsch flutscht es auch in der Schule besser. Mit der Schriftsprache hast du quasi das Abitur schon in der Hosentasche und der Durchbruch zum Genie steht kurz bevor.
Heute, in unserem Hyperindividualismus, im Zeitalter der Minderheiten, der achthundertmillionen persönlichen Geschlechter und Befindlichkeiten, gehe ich unter. 
Ja, ich fühle mich hart diskriminiert. Mich nimmt keiner ernst!
Kein Wunder, dass ich abgedriftet bin, in die Querdenkerszene. Ich schnall doch das ganze einfach nicht und so ausversehen denke ich dann so komische Sachen. Ich denke, dass nur Frauen Kinder bekommen können und Männer nicht. So furchtbar steht es um mich.
Ich will auch in die Gesellschaft integriert werden und es soll für alle Dialektsprechenden und Sprechendinnen – so sagt man doch oder? – Anlaufstellen, Beratungsstellen und Eingliederungsstellen geben. Ich will ein D für Dialekt am Ende von LGBTQIA+.
LGBTQIA+D – so muss das ab jetzt sein. Ich will mein eigenes Klo, auf dem eine Frau mit Tracht draufgmalt is und drunter steht: zum biesln.
Ein Sprachkurs wär auch angebracht und ich will auch, dass wenn jemand über mein Sprechen lacht, dass der dann eine saftig Strafe naufbrummt kriagt.
Zefix, des werd doch woi nu zum macha sei, im besten Deitschland des wous je gem houd.

5 Gedanken zu „Ich fühl mich so hart diskriminiert

  1. Seit einigen Jahren fällt mir auch auf, daß alle Dorfkinder nur noch so ein komisches halbes Hochdeutsch sprechen. Früher waren wir stolz auf unsere Dialekte und heute wird man als nicht voll angesehen, wenn man kein Hochdeutsch spricht. Das ist mir vor allem bei den Interviews auf Querdenkerdemos aufgefallen. Im Fernsehen wurden nur Leute gezeigt die Dialekt sprachen, sozusagen als Beweis, daß man die doch nicht ernst nehmen kann. Also i schwätz oifach immer noch main Dialekt, a wenn manche dann denke daß ma bled isch.

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