Über’s „dabei sein“

Ich bin auch dabei.
Angekommen in einem großen sozialen Netzwerk, auf Instagram. Find ich gut denn, ohne viel technischen Aufwand kann ich meinen Fotokram hochladen. Ganz einfach.
Und dann aber die Sache mit den Followern, dem Verfolgen, auf der Spur sein.
Nach dem Motto „wie du mir, so ich dir“ wird vielfach gefolgt. Menno! Und ich dachte es wäre eine fortschrittliche Plattform. Ist ja teilweise wie auf dem Dorf. Grüßt er dich, grüßt du ihn. Grüßt er dich nicht, du ihn dann auch nicht. Folgst du mir, folge ich dir. Und man kann auch entfolgen. Interessant. Ich treffe jemanden auf der Straße und sage „Hallo“ und dann sage ich: „Das Hallo nehm ich wieder zurück“.
Oder sehe ich die Sache zu einfach oder zu verquer? Tja, das soziale Miteinander, eine nie endende Baustelle, schlimmer als der Berliner Flughafen. Der wird ja mal… Beziehungskisten, never and never. Kaum ein Loch gestopft, schon brennt es an einer anderen Ecke. Bitte erfindet doch mal einen zwischenmenschlichen Gefühlsbrandlöscher. Entfolgen, ein irgendwie paradoxes Wort. Entlaufen kann ich ja noch verstehen. Oder entgehen. Gehe ich da erst jemandem nach und dann nicht mehr? Nein, nein, nicht. Diese Wortgedankenspiele machen einen ja kirre. Also entfolgen ist auf Instagram entfolgen. Basta.
Verfolgen oder followern, ein Follower sein ist auch der Wahnsinn. Ich bekomme Minderwertigkeitskomplexe! Ich muss doof sein. Ich kann das nicht, so vielen zu folgen. So zwanzig schaff ich gerade noch, aber Hunderten zu folgen, soviel gibt mein Geist nicht her. Geschweige denn Zeit. Ich müsste Tag und Nacht durchfollowern. Klogehen, nicht mehr möglich.  „Was willst du auf Instagram? Follower sammeln?“ fragte mich jemand. Ich: „Hä? Follower sammeln? Eigentlich wollte ich nur nett Bildchen hochladen, von Dingen die mir gefallen!“ Bin ich ein Paria, Aussätziger, wenn ich fast keine Verfolger habe? Bin ich dann nicht gut? Ein bemitleidenswertes Wesen? Oh Gott! Ich denke mal, das bin ich für viele. Tut mir aber nicht weh. Ich seh es wie ein virtuelles Schaufenster, in welches ich meine Bildchen reinstelle. Ab und an kommt jemand vorbei und hinterlässt ein Herzchen oder auch keins. Wenn es ein paar gefällt, ist es schön. Aber ich bin nicht abhängig. Ich tu es für mich. Fotografiere einfach gern, probier neues aus und schau dann mal. Toll ist ja auch, dass man das Gemecker der anderen nicht hört, das Naserümpfen über etwas nicht sieht. Es gibt kein „Antiherz“. Keinen Daumen nach oben und nach unten. Also Freiraum, sich selbst und nebenbei anderen Freude zu bereiten.

3 Gedanken zu „Über’s „dabei sein“

  1. Also, um „Followern“ geht es mir auch nicht, bei Instagram. Nur ums, „up-to-date“ bleiben, schnell mal was zu zeigen, ohne gleich einen ganzen Blogpost schreiben zu „müssen“, andere schöne Bildchen anzuschauen, nette kleine Geschichten lesen, Freunde treffen… Es muss nicht alles in einem Wettbewerb ausarten, und wenn schon, dann lasse ich den Wettbewerbssüchtigen einfach stehen und mache ganz ungezwungen „mein Ding“…
    Trotzdem nett, dich auf IG zu „followen“ 😉

  2. Hachja, die Instagram-Welt. Ein kleines Universum für sich – was es mit Menschen alles so anstellen kann! Ich finde es super, wie du allerlei Aspekte ansprichst. Ich fühle mich dir verbunden, habe oft ähnliche Fragen in meinem Kopf.
    Alles in allem darf man das nicht zu ernst nehmen – du hast also alles richtig gemacht! Lass es dir Spaß machen! Zum Austausch und Inspirieren (jedoch nicht zum Zweifeln oder zu Minderwertigkeitskomplexen) 🙂

  3. Liebe Jutta,
    ich fühl‘ mich auch mit dir verbunden. Und obwohl ich das „Medien-Gedöns“ studiert habe, schrecken mich die derzeitigen Entwicklungen wirklich ab. Vielfach ist es nicht mehr der Inhalt, der zählt. Es geht nur noch um Follower und Reichweite und Influence(r). Ich find‘ das nicht gut. Und bin echt froh, dass es noch User wie dich gibt, die wirklich etwas Interessantes zu Zeigen/Teilen haben, fernab von unglaubwürdigem Sponsoring (was ja in kleinem Rahmen wirklich okay wäre, aber manchen geht es nur noch darum).
    Vielleicht entwickelt sich vor dem Hintergrund der „Glaubwürdigskeitskrise“ die Sache wieder in die andere Richtung.. Ich tät’s mir wünschen.
    Herzlichst,
    Bianca

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