Archiv für den Monat: Juli 2022

Vom Wein saufen und…

…Wasser predigen.
Ich lebe in einem kleinen Dorf, mit einer Kirche mittendrin. Vor selbiger stand zur Gottesdienstzeit eine respektable Limousine von Audi. Wie mir gesagt wurde, gehört das Fahrzeug, mit zwei Auspüffen oder Puffen – egal – dem hiesigen Kaplan der Gemeinde. Im Kennzeichen findet sich nach dem Landkreiskürzel ein „PS“.
Ein riesiger Schlitten, dem Aussehen nach ziemlich neu und mit vielen PS, wie dem Nummernschild zu entnehmen ist. Da passt doch etwas nicht. Völlig verunsichert fragte ich meine sehr, sehr katholische Mutter nach ihrer Einschätzung. Er dürfe doch ein großes Auto fahren, denn er verdiene wahrscheinlich gut und warum nicht, meinte sie. Als ich den Aspekt des „Wasser predigen und Wein trinken“ anführte, zeigte sich eine Verunsicherung in ihrer Sichtweise. Eigentlich hätte ich ja recht…
Wenn unser Finanzminister eine pompöse dreitägige Hochzeit auf einer Schickimicki-Insel feiert, in Zeiten einer dräuenden Wirtschaftskrise, die sich wahrscheinlich gewaschen hat, dann passt das doch auch nicht zusammen – oder? Die Bürger auf Sparen und Verzicht einschwören und selber die Sau rauslassen.
Ich bin verunsichert bei diesen mir in letzter Zeit auffallenden Umständen. Zur Beruhigung schmier ich mir ein Butterbrot mit Käse drauf, schenke mir ein Glas Wasser ein und stoße auf den Christian Finanzministerdarsteller und den Kaplan an. Danke ihr zwei! Ihr zeigt mir euren und meinen Platz.

Tipp: „Christian Lindner, so nicht! Über moralisches Versagen und Politiker ohne Anstand“ von Langemann Medien.




Ich hab´s ja

Was bin ich „Erntegesegnet“ zur Zeit. Neben manchen Verlusten, fahre ich trotzdem gemüsetechnisch eine gute Ernte ein. Ich fühle mich auf einer Ebene mit unserem Kinderbuchautor, dem Robert. Der Robert ist ja jetzt Wirtschaftsminister. Das mit dem Wirtschaften nimmt er sehr ernst. Es hat den Anschein, als wolle er ganz Deutschland herunter- wirtschaften. Also, der Robert fühlt sich auch so „gesegnet“ wie ich. In einem Interview (in der ZEIT) erklärte er: „Ich verdiene momentan auch superviel Geld, ist es gerechtfertigt oder nicht keine Ahnung, ich kann es momentan nicht ausgeben, weil ich den ganzen Tag herumgefahren werde.“
Schön dass wir ihn so fürstlich bezahlen, dann muss er keine Angst vor explodierenden Gaspreisen haben…
Wann gehen wir auf die Straße? Sorry, müssen wir ja nicht, unser Robert sitzt ja im Warmen. Gönnen können 😉

Tipp: „Keiner soll hungern, ohne zu frieren. Der Weg in die Katastrophe – Nachdenkseiten“











Fassadennormalität

Donnerstagmorgen. Ich sitze hier mit meiner Tasse Kaffee und denke nach. Was bringt der Tag, was will ich, was steht an, wie ist mein Leben. Wenn ich tiefer denke, weg von der Oberflächlichkeit des Tagesgeschehens, dann wird mir so richtig bewußt, wie beschissen unsere Gesellschaft ist.
Ich denke daran, wie ich keinen Haushaltswarenladen betreten durfte, um mir einen Kochtopf zu kaufen, weil ich nicht gespiked bin.
Ich denke daran, wie medial auf „Ungeimpfte“ gehetzt wurde.
Jetzt sitze ich hier, das Leben draußen läuft fast wie vormals weiter und es fühlt sich so falsch an, weil es falsch ist. Als wäre nichts gewesen wird weitergemacht. Ich trage Narben in mir. Manchmal verachte ich Mitmenschen für ihr Wegsehen und blindes Mitmachen bei der Herabwürdigung Andersdenkender, kritisch Hinterfragender. Was ich vor dem Wahnsinn gern machte, mich Wochenends unter viele Menschen mischen, in Cafes sitzen… kann und will ich nicht mehr. Vor einigen Tagen machte ich einen Versuch in die alte Normalität und scheiterte. Es geht nicht mehr. Ich möchte schreien, beim Anblick der Massen: „Wie könnt ihr einfach so weitermachen nach alledem?“.
„Was regt sie sich auf, sie darf doch wieder alles!“ werden sich vielleicht manche Leser fragen. „Weil ihr es noch nicht verstanden habt“ möchte ich schreien. Es ist so vieles unmenschliche passiert und es wird nicht aufgearbeitet. Genau das fehlt mir und dieser Umstand macht mich manchmal im Alltag aggressiv im Umgang mit meinen Mitmenschen.
Ein voller Geschirrschrank wurde umgeworfen, die Scherben liegen verstreut im Raum und es bleibt alles so liegen. Jeder steigt darüber, weil er es nicht sehen will. Ein gesellschaftlicher Scherbenhaufen. Wann machen wir uns an die Beseitigung? Auf Dauer verdrängen geht nicht. Ich kann und will es nicht. Ich gehe wieder auf die Strasse um dagegen zu protestieren im „besten Deutschland aller Zeiten“.
Ich blicke in die Niederlande und ziehe meinen Hut vor den Landwirten dort. Zehntausende gehen auf die Straße, weil sie nicht der Spielball der politischen Agenda sein wollen. Ein nicht unbeträchtlicher Teil, knapp ein Drittel, der Bauernhöfe (vorzugsweise kleine und mittlere Betriebe) soll dort beseitigt werden um Klimaziele zu erreichen. Lebensmittelproduzenten vernichten in Zeiten einer im Raum stehenden Ernährungskrise? Diese Logik verstehen doch nur mehr Idioten. Massiv setzen sich die Bauern zur Wehr, zünden Strohballen an Straßenrändern an, blockieren… Die Fischer haben sich angeschlossen und machen Häfen dicht.
Im „besten Deutschland aller Zeiten“ bereiten die Politiker die Menschen darauf vor, dass sie im Winter ihre Heizungen nicht mehr aussreichend warm bekommen werden. Müssen die Deutschen bald in den Urlaub fahren um ausreichend zu duschen?
Noch ein von Politikerhand umgeworfener Geschirrschrank liegt im Raum. Der Scherbenberg wächst. Wann können wir nicht mehr darüber steigen? Wann wird das große Aufräumen beginnen?
Wann geht ihr auf die Straße?
Mein Kaffee ist ausgetrunken. Ich bin mal im Garten…

Feierabend

Es gibt viel zu tun. Brennholz für das nächste Jahr muss gespalten und zum Trocknen angeschlichtet werden, angesäte Gemüsepflänzchen wollen gut mit Wasser versorgt werden… Ich arbeite gern hart, denn das macht den Kopf frei, stärkt die Muskeln. Gemeinsam schufften und sich nach getaner Arbeit über das Geleistete freuen.